Carbon Pricing gewinnt als eine der kosteneffizientesten Maßnahmen zur Reduzierung von CO2-Emissionen zunehmend an Bedeutung. Mit dem Ziel, die aktuelle Entscheidungsfindung und Diskussion in Mexiko zu fördern haben das ITAM und die GIZ einen gemeinsamen Workshop organisiert.
Die direkte Internalisierung von Umweltexternalitäten durch einen an der CO2-Intensität orientierten Aufschlag auf Energieträger (engl. „Carbon Pricing“) stellt eines der wirksamsten Instrumente zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen dar. Über höhere Preise für Güter und Dienstleistungen, die mit hohen CO2-Emissionen verbunden sind, werden Marktanreize zur Emissionsminderung geschaffen. Mit dem Ziel, die aktuelle Diskussion zwischen Entscheidungsträgern, Vertretern des Privatsektors, der Wissenschaft und der Zivilbevölkerung zu fördern, hat das Zentrum für Energie und Natürliche Ressourcen des Instituto Tecnológico Autónomo de México (ITAM) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH einen Workshop organisiert.
Carbon Pricing zur Erreichung der national festgelegten Beiträge (Nationally Determined Contributions, NDCs) und des Parisers Abkommens genießt unter Experten als eine der effektivsten klimapolitischen Maßnahmen ein hohes Ansehen. Dies spiegelt sich in der hohen Anzahl an Initiativen wider: Zurzeit haben ca. 40 Staaten und über 20 Städte, Länder und Regionen Carbon Pricing- Initiativen eingeführt. Diese umfassen 13% der globalen Emissionen (Weltbank 2016). María Amparo Martínez Arroyo, Generaldirektorin des Nationalen Instituts für Ökologie und Klimawandel (INECC), stellte zu Beginn des Workshopsden internationalen Kontext sowie verschiedene klimapolitische Instrumente und Initiativen vor.
In Nordamerika spielt Carbon Pricingeine wichtige Rolle im klimapolitischen Maßnahmenkatalog auf Bundes- und subnationaler Ebene. Dallas Burtraw, Vertreter von Resources for the Future, erläuterte die Lernerfahrungen aus den Vereinigten Staaten und hob die wichtige Rolle der Initiativen auf subnationaler Ebene vor. Als Beispiel nannte er die „Regional Greenhouse Gas Initiative“ (RGGI). Des Weiteren unterstrich er die Bedeutung der Verknüpfung und der komplementären Umsetzung von verschiedenen klimapolitischen Maßnahmen. Frédéric Gagnon-Lebrun vom International Institute for Sustainable Development (IISD) stellte die verschiedenen Initiativen aus Kanada und Szenarien vor, die sich in Zukunft ergeben könnten, wenn sich nationale Strategien ergänzen, verknüpfen und ineinandergreifen.
Mexiko erhebt seit 2014 eine Steuer auf im Land produzierte und importierte fossile Brennstoffe und plant die Einführung eines mexikanischen Emissionshandelssystem (Emission Trade System, ETS). Staatssektretär Rodolfo Lacy (SEMARNAT) und Abteilungsleiter für Klimapolitik Juan Carlos Arredondo (SEMARNAT) erläuterten Mexikos Climate Change Mid-Century Strategy 2050 sowie den aktuellen Stand des geplanten mexikanischen ETS.
Zum Schluss diskutierten Vertreter des Privatsektors, Perspektiven und Erwartungen an Carbon Pricing-Instrumente in Mexiko. Vanessa Pérez-Cirera , Koordinatorin des Forschungsprogramms für nachhaltige Entwicklung der Universidad Iberoamericana und Alejandra Elizondo Cordero des Centro de Investigación y Docencia Económicas (CIDE), schilderten dem interessierten Publikum die Lernerfahrungen aus Sicht der Wissenschaft. Sie erklärten die Gründe, die für die Einführung von Carbon Pricing sprechen sowie die Herausforderungen und die Möglichkeiten, die eine Einführung mit sich bringen könnte. Zudem betonten sie, dass diese Maßnahme bereits in der Planungsphase gemeinsam mit anderen Instrumenten zur Reduzierung von Emissionen komplementär konzipiert werden sollte, ein. José Ramón Ardavín Ituarte, Direktor des mexikanischen World Business Council for Sustainable Development (Cespedes, A.C.), referierte als Vertreter des Privatsektors und stellte einige Bedenken hinsichtlich des geplanten Emissionshandelssystem vor. Seitens der Regierung referierte Carlos Muñoz Piña, des mexikanischen Finanzministeriums (SHCP) und erläuterte den aktuellen Stand der 2014 eingeführten CO2-Steuer sowie die kommenden Schritte.
Der Workshop endete mit einer Diskussion zwischen Teilnehmern und Referenten, in welcher wiederholt die Bedeutung der Verknüpfung von Carbon Pricing-Instrumenten mit anderen klimapolitischen Maßnahmen sowie die Möglichkeit eines linking zwischen dem zukünftigen mexikanischen Emissionshandelssystem mit anderen Märkten hervorgehoben wurde. Wiederholt wurde seitens aller Sektoren die Bedeutung unterstrichen, den Einnahmen, die generiert werden, einen Verwendungszweck zuzuordnen um die Umsetzung und die Akzeptanz seitens der Zivilbevölkerung zu stärken. Abschließend wurde die Notwendigkeit des weiteren Multi-Stakeholder Austausches und der sektorübergreifenden Debatten betont-
Der Workshop fand am 9. Dezember 2016 auf dem Campus Santa Teresa des ITAM statt und wurde vom Zentrum für Energie und Natürliche Ressourcen der Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Mexikanischen Klimaschutzallianz der GIZ im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) organisiert. Er war der erste von drei Workshops, die bis Mai 2017 stattfinden werden, und als Ziel haben, die Debatte zwischen Entscheidungsträgern, Vertretern der Privatwirtschaft sowie der Zivilbevölkerungzu energie-und klimapolitischen Themen in Mexiko zu stärken.