Unter dem Motto „Anpassung an den Klimawandel“ besuchte eine mexikanische Delegation unterschiedliche Institutionen in Deutschland. Ziel war es Erfahrungen miteinander auszutauschen. Fazit: Deutschland und Mexiko stehen vor gemeinsamen Herausforderungen und können viel voneinander lernen.
Zehn Vertreter/innen mexikanischer Institutionen begaben sich Anfang Juni 2015 auf Studienreise für einen Erfahrungsaustausch zum Thema Anpassung an den Klimawandel nach Deutschland. In Besprechungen, Vorträgen und Führungen lernten sie Strategien und Maßnahmen in Deutschland zur Anpassung an den Klimawandel kennen. An einzelnen Stellen führte der Dialog zu konkreten Verabredungen, um selbigen aufrechtzuerhalten und zu vertiefen.
Trotz unterschiedlicher Klimawirkungen und institutioneller Rahmenbedingungen kann gesagt werden, dass das Thema Anpassung an den Klimawandel für beide Länder immer wichtiger wird und beide mit Engagement an ähnlichen Ansätzen arbeiten. Für Mexiko und Deutschland ist daher der Austausch von Best Practice-Beispielen vielversprechend, um voneinander zu lernen.
Alle Teilnehmenden der mexikanischen Delegation sind in verschiedenen Bereichen und Funktionen an der Ausgestaltung und Umsetzung der mexikanischen Klimapolitik beteiligt. Ebenso interdisziplinär aufgestellt waren die deutschen Partner. Die mexikanische Delegation besuchte Institutionen zivilgesellschaftlichen Engagements, Forschungs- und Serviceeinrichtungen, lokale, bundesstaatliche und föderale Institutionen. Bei allen Partnern standen die Türen weit offen und Interesse und Offenheit waren groß, sich mit der mexikanischen Delegation zu Erfahrungen, Fragestellungen, Plänen und Strategien zur Anpassung an den Klimawandel auszutauschen.
Einstimmig bewerteten die mexikanischen Teilnehmer/innen die Studienreise als sehr erfolgreich und motivierend. Obgleich des anspruchsvollen Programms, das auch durch die geografischen Entfernungen durchaus anstrengend war, hätten sich Zeit und Mühen mehr als gelohnt! Neben all den aufschlussreichen Beiträgen der deutschen Gesprächspartner wurde hierunter auch die Möglichkeit der Annäherung und des intensiven Austausches zwischen den mexikanischen Institutionen selbst als äußerst wertvoll und förderlich hervorgehoben.
Inhalte und Stationen der Studienreise zur Anpassung an den Klimawandel in Deutschland:
Zum Start wurde die Delegation im Bundesumweltministerium BMUB empfangen. Dort wurden die deutsche Anpassungsstrategie, das institutionelle Setup, der deutsche Aktionsplan zur Anpassung, die Verbindung und Bedeutung von Biodiversität zur Anpassung an Klimafolgen und zur Resilienzstärkung vorgestellt. Des Weiteren wurde zu Anpassungsstrategien im Gesundheitsbereich sowie zum internationalen Klima-Engagement der Bundesregierung innerhalb der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) gesprochen. Das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE) betrachtete Fragestellungen zur Migration als Anpassungsstrategie und zum Privatsektor-Engagement für die Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen.
Zu regionalen Anpassungsstrategien berichteten das Kompetenzzentrum für Klimaschutz und Klimaanpassung (CliMa) der Universität Kassel, der Umweltsenat Bremen zusammen mit der Agentur für Ökologie und Kommunikation Ecolo, der Umweltsenat Berlin und die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt in Hamburg. Zu den hier vorgestellten Themen gehörten unter anderem:
- die Notwendigkeit der interdisziplinären, sektor-übergreifenden Zusammenarbeit, damit die gesellschaftlichen Transformationsprozesse zur Anpassung und Minderung des Klimawandels gelingen können,
- das Management von Starkregenereignissen in Städten,
- die Integration von sozialen und umweltbedingten Vulnerabilitäten in einer Umweltgerechtigkeitskarte als Planungs- und Entscheidungsgrundlage.
Aus lokaler und zivilgesellschaftlicher Perspektive boten der Deutsche Städte- und Gemeindebund, die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt zusammen mit der Stadt Bonn, das Deutsche Komitee Katastrophenvorsorge und das Deutsche Institut für Urbanistik Gelegenheit zum Austausch. Hier wurden Risiken und Opportunitäten des Klimawandels für lokale Entwicklungsbemühungen, Herausforderungen des Kapazitätenaufbaus und mögliche institutionelle Setups der inter-institutionellen und Ebenen übergreifenden Zusammenarbeit thematisiert. Die Bedeutung der Berücksichtigung lokaler Betroffenheit und lokalen Engagements in der Ausgestaltung der nationalen und internationalen Klimapolitik wurde unterstrichen und auf die Internationale Kommunale Klimakonferenz ICCA2015 verwiesen.
Das Umweltbundesamt (UBA) erklärte seine Rolle, zeigte bereitgestellte Informationsplattformen und präsentierte zu den Grundlagen der deutschen Anpassungsstrategie, sowie zu aktuellen Maßnahmen wie z.B. der Erstellung des Fortschrittsberichts und Aktualisierung des Aktionsplans zur Anpassung. Es betonte die Bedeutung des SENDAI Abkommens und hob hervor, dass es wichtig ist, Anpassung als Form eines Politikzyklus zu betrachten. Klimawandel sollte nicht als ausschließlich klimatologisches Phänomen, sondern als ein gesellschaftliches betrachtet werden. Die in der Klimapolitik betrachteten Fragestellungen zur Reduktion der Verwundbarkeit und Erhöhung der Resilienz sollte ganzheitlich angegangen werden. Ein Leitfrage sollte sein, wie die Gesellschaft in 30-50 Jahren aussehen kann bzw. sollte, damit sie gegenüber den Folgen des Klimawandel möglichst unempfindlich ist. Hierzu bedarf es einer „transformativen Anpassung“. Das UBA bot außerdem Gelegenheit, sich zu Fragestellungen der Bedeutung ökologisch intakter Böden, des Landverbrauchs, der Flächenversiegelung und des Bodenschutzes angesichts des Klimawandels auszutauschen.
Der Deutsche Wetterdienst, das Climate Service Center und Adelphi/Netzwerk Vulnerabilität luden die mexikanische Delegation jeweils ein, ihre Dienstleistungsangebote zum Capacity Development, Forschungsarbeiten und Studien zur Anpassung, und Entwicklung und Bereitstellung von Methoden, Instrumenten, Analyse- und Informationsmaterialien kennenzulernen. Hierunter können u.a. Klima-Factsheets, statistische Methoden, Datenbanken, Planungshilfen und -instrumente wie der „Stadtbaukasten“, „Klimasimulierung für Städte“, neue Apps zur Unwetterwarnung, die Entwicklung von Wirkungsketten (Impact Chains) zwischen Klimasignalen und Klimawirkungen und das Sourcebook Vulnerabilität und die „Tatenbank“ als Informationsquellen und Entscheidungshilfen genannt werden.
Ein Besuch im Bauhaus in Dessau, im Klimahaus Bremerhaven, eine Führung durch Europas größtes Innenstadt-Entwicklungsprojekt für nachhaltige Stadtentwicklung „Hafen-City“ in Hamburg und eine auf Klima- und Anpassungsfragen zugeschnittene Tour mit der HafenPortAuthority durch den Hamburger Hafen rundeten das Programm der Studienreise ab.
Ein Teil der Delegation konnte außerdem am Internationalen Kongress „Resilient Cities“ teilnehmen. Dort konnten sie mit weiteren Ländern Erfahrungen austauschen und Kontakte knüpfen. Außerdem stellten sie die in Mexiko mit SEMARNAT entwickelte Methode zur Priorisierung von Anpassungsmaßnahmen in einem interaktiven Workshop vor, die Entscheidungsträger als solide und transparente Entscheidungshilfe unterstützen soll.
Die Studienreise wurde von der Mexikanisch-Deutschen Klimaschutzallianz durch die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GIZ (GmbH) organisiert und begleitet. Die Teilnehmenden bereisten verschiedene Stationen, die sie von Bonn über Kassel und Dessau nach Bremen, Bremerhaven, Hamburg und Berlin führten. Mit dabei waren auch zwei GIZ-Berater/innen der Deutsch-Mexikanischen Klimaallianz sowie eine Consultant und eine ausgezeichnete Dolmetscherin.
Allen gemeinsam, dem wunderbaren Teamgeist der mexikanischen Delegation, sowie auch der großartigen Unterstützung der Vorbereitung durch weitere Teammitglieder und Praktikanten der Klimaallianz, logistische Unterstützung der GIZ in Deutschland und insbesondere auch der Offenheit und dem Engagement der deutschen Gesprächspartner ist der Erfolg der Studienreise zu verdanken! Vielen Dank für jede und jeden Einzelnen hierfür!
Hier finden Sie die Links zu den besuchten Institutionen:
BMUB Anpassungsstrategie
Anpassungsplan oder www.anpassung.net
UBA
DWD
CSC
Adelphi
Vulnerability Sourcebook
Adaptation Community
DIFU
International Conference on Climate Action
Competence Centre for Climate Change Mitigation and Adaptation (CliMa)
Hafen Port Authority
Deutsche Komitee zur Katastrophenvorsorge
Berliner Umweltsenat
HafenCity
Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)
Deutscher Städte- und Gemeindebund
Ecolo Bremen
Links zu den Gastbeiträgen: