Genderaspekte spielen in vielen Fragen des anthropogen verursachten Klimawandels eine entscheidende Rolle. Politikmaßnahmen und Programme zur Prävention und Anpassung an den Klimawandel sind effektiver, wenn sie Genderaspekte berücksichtigen und messbar machen. Mexiko-Stadt stellt sich der Herausforderung.
Unterschiedliche Rollen, Zugangsrechte und Entscheidungskompetenzen von Frauen und Männern führen zu unterschiedlichen Auswirkungen und Beteiligung an der Verursachung des Klimawandels. In der Alltagspraxis sind Frauen und Männer beispielsweise unterschiedlich mobil. Während Männer sich öfter mit dem Auto fortbewegen, nutzen Frauen vorwiegend öffentliche Verkehrsmittel oder das Rad. Auf strategischer Ebene bestehen Unterschiede im Zugang zu Informationen und Entscheidungskompetenzen. Will man Verursachung, Auswirkung und Bekämpfungsmöglichkeiten des Klimawandels verstehen, und vermeiden, dass Maßnahmen der Klimawandelpolitik die Chancenungleichheit von Männern und Frauen (gender-gap) erhöht, muss man sich deshalb differenziert mit dessen Geschlechterzügen auseinandersetzen.
Nach dem ersten erfolgreichen Workshop und Sensibilisierungstreffen im Juli setzten sich die 14 Ministerien Mexiko-Stadts, die für die Implementierung des Klimaschutzprogrammes der Stadt (PACCM) zuständig sind, das Fraueninstiut (Inmujeres CDMX) und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) erneut zusammen. Ziel der Folgeveranstaltung war es, ein Indikatorensystem zu entwickeln, das die Genderperspektive erfolgreich in das Klimaschutzprogramm von Mexiko-Stadt integriert. Langfristig soll so eine bessere Messbarkeit und Zielgruppenorientierung der öffentlichen Politik zur Anpassung an den Klimawandel und zur Minderung von Treibhausgasemissionen der Stadt gewährleistet werden.
Die Abteilungsleiterin des Fraueninstituts Inmujeres, Balbina Hernández Alarcón, erläuterte eingangs den instiutionellen Rahmen für die Entwicklung der Indikatoren. Mexiko-Stadt besitzt neben sektoriellen Programmen zu Umwelt, Gesundheit oder Bildung sogenannte spezielle Programme, darunter das erwähnte Klimaschutzprogramm (PACCM) und das Programm für Chancengleichheit und Nichtdiskriminierung der Frau (PEIODM). Alle Programme speisen zur Messung ihrer Zielerreichung Indikatoren in das Datensystem der CEGEMA ein, der seit diesem Jahr zuständigen Institution in Mexiko-Stadt für die Indikatorenüberprüfung der Politikumsetzung der städtischen Verwaltung. Die Erklärung des instiutionellen Settings war relevant, um die am Nachmittag stattfindende Gruppenarbeit zu verstehen: Wie können die bis dato bestehenden Indikatoren zwischen den Programmen harmonisiert werden? Wie kann die Genderperspektive in die Arbeitslinien des PACCM integriert und mittels welcher Indikatoren kann sie messbar gemacht werden?
Dass die beiden Programme Schnittstellen aufweisen, wurde in einer Matrix verdeutlicht, die die beiden Programme abgleicht. Steigerung der Energieeffizienz oder ein nationales Mapping zu Risiken (Atlas de Riesgos) hat mehr mit der Genderfrage gemein, als von den Teilnehmern erwartet. Vor allem dazu diente das Treffen auch: Austausch und Zusammenarbeit zwischen den verantwortlichen Institutionen stärken, sowie ein gemeinsames Verständnis für die oftmals separat voneinander betrachteten Programme entwickeln. Nachdem von der GIZ die Grundlagen für die Entwicklung von Indikatoren vorgestellt und von Inmujeres erläutert wurde, was genderspezifische Indikatoren ausmachen, bearbeiteten sieben nach Ministerien aufgeteilte Gruppen die Aufgabenstellung. In der Arbeitsgruppe zu Mobilität ging es beispielsweise um die im PACCM festgeschriebenen Leitlinien zur Ausweitung der in Mexiko-Stadt öffentlich zur Verfügung stehenden Eco-Bicis. Da bisher mehr Frauen das Fahrrad nutzen, könnte ein Indikator, der den Zuwachs an Männern bei der Nutzung von Eco-Bicis dokumentiert, der Genderperspektive Rechnung tragen. Steigen, etwa dank Sensibilisierungskampagnen, mehr Männer auf das Rad um, können auf lange Sicht Treibhausgase gesenkt und dem Klimawandel aus einer gendebezogenen Perspektive begegnet werden.
Am Ende der Veranstaltung stellten alle Gruppen ihre Ergebnisse vor. Als künftige Herausforderungen identifizierten die Teilnehmenden vor allem die Schwierigkeit stichhaltiger und messbarer Indikatoren, aber auch die Chance mehr Informationen bereitzustellen, Sensibilisierungskampagnen und die engere Kooperation der einzelnen Ministerien voranzutreiben. In den kommenden Wochen sollen die erarbeiteten Indikatoren analysiert und in bilateraler Zusammenarbeit zwischen GIZ und den einzelnen Ministerien vertieft werden. GIZ, Inmujeres und das Umweltministerium Mexiko-Stadts (SEDEMA) planen zudem eine Präsentation der bisherigen Ergebnisse.
Der Workshop fand am 23. August 2016 in Mexiko-Stadt statt, wurde von der GIZ und SEDEMA organisiert und durch externe Expertinnen für Gender- und Klimawandel unterstützt.
Agenda und Bericht des Workshops (ES):
Präsentationen des Workshops (ES):
Pressemitteilungen: